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Globales Barock. Die Welt in Rom im Jahrhundert Berninis

4 April - 13 Juli 2025

Eine Ausstellung, die das Rom des 17. Jahrhunderts als Schnittstelle für künstlerische Dialoge und kulturelle Wechselwirkungen zwischen Europa, Asien, Afrika und Amerika untersucht. Ein Ereignis, das die multikulturelle Identität des Barocks im internationalen Kontext analysiert. Rom wird zur Bühne einer beispiellosen künstlerischen Produktion, getragen von Künstlern wie Gian Lorenzo Bernini, Pietro da Cortona und Nicolas Poussin.

Scuderie del Quirinale, Via Ventiquattro Maggio, 16

Globaler Barock. Die Welt in Rom im Jahrhundert Berninis. Zeigen
Pier Francesco Mola. "Orientalischer Krieger, genannt der barbareske Pirat" (Detail) 1650, Paris, Musée du Louvre. © 2009 GrandPalaisRmn (Musée du Louvre) / Gérard Blot

Im Herzen des päpstlichen Roms des 17. Jahrhunderts, auf dem Höhepunkt seines politischen und kulturellen Einflusses, entsteht ein künstlerischer Dialog zwischen scheinbar fernen Welten. „Globales Barock“ inszeniert diesen außergewöhnlichen historischen Moment, in dem Botschafter, Missionare, Intellektuelle und Künstler aus aller Welt aufeinandertreffen und sich austauschen.

Kuratiert mit dem Beitrag der Galleria Borghese und zahlreicher internationaler Institutionen, bietet die Ausstellung einen Rundgang, der durch Meisterwerke von Künstlern wie Gian Lorenzo Bernini, Nicolas Poussin, Pietro da Cortona und vielen anderen die transnationale Dimension der barocken Kunst bezeugt.

Die Ausstellung rekonstruiert ein Rom, belebt durch interkontinentale Reisen und globale Diplomatie, wo kulturelle Unterschiede in einer gemeinsamen und erneuerten visuellen Sprache verschmelzen. Sie ist eine Gelegenheit zu verstehen, dass die Kunst des 17. Jahrhunderts nicht nur ein Produkt europäischer Entfaltung war, sondern auch Ausdruck von Begegnungen, Beziehungen und Wissensaustausch entlang weltweiter Routen.

Das Barock: Ästhetik des Staunens und Synthese der Vielfalt

Der Geist des Barock

Das Wort „Barock“ ruft eine Welt der Theatralik, Bewegung, Licht und Farbe hervor. Doch hinter dieser Spektakularität verbirgt sich ein tiefer intellektueller Geist: eine Kunst, die aus dem Willen der katholischen Kirche entsteht, sich durch Emotionen durchzusetzen, aber auch eine Welt im Wandel zu repräsentieren. Das 17. Jahrhundert ist das Jahrhundert wissenschaftlicher Entdeckungen, der Gegenreformation und der katholischen Globalisierung. In diesem Kontext wird die barocke Kunst zu einem Instrument universeller Kommunikation.

Rom, Hauptstadt des Barock

Keine andere Stadt verkörperte das Barock so sehr wie Rom. Unter dem Pontifikat von Urban VIII. Barberini, Alexander VII. Chigi und anderen kunstfördernden Päpsten wurde Rom zum visuellen Labor dieser neuen Kunst. Seine Kirchen, Plätze und Paläste verwandelten sich in Bühnen der geistlichen und weltlichen Macht der Kirche. Doch Rom war auch ein Ziel für Reisende und Intellektuelle aus aller Welt, die es zu einem Ort des Austauschs und Dialogs machten – wie diese Ausstellung zeigt.

Meister des Barock und Protagonisten der Ausstellung

Gian Lorenzo Bernini: Skulptur, Architektur und Drama

Gian Lorenzo Bernini (Neapel, 1598 – Rom, 1680), unbestrittener Genius des Barock, gehört zu den Hauptakteuren der Ausstellung. Seine Werke, in denen Materie von Bewegung und Geist durchdrungen ist, spiegeln die Spannung zwischen Sakralem und Profanem, Licht und Schatten wider. Der Baldachin von St. Peter, der Vierströmebrunnen, die Verzückung der Heiligen Theresa sind emblematische Beispiele. In der Ausstellung erscheint Bernini nicht nur als Künstler, sondern als Symbol eines weltoffenen Roms, das entfernte Inspirationen aufzunehmen und neu zu interpretieren wusste.

Pietro da Cortona und die monumentale Malerei

Pietro da Cortona (eigentlich Pietro Berrettini, Cortona, 1597 – Rom, 1669) bringt das Barock zur monumentalen Dimension der Malerei. Sein Triumph der Göttlichen Vorsehung, im großen Saal des Palazzo Barberini freskiert, ist eine prächtige Vision päpstlicher Herrlichkeit. Zugleich ist es eine visuelle Reflexion über Macht, die sich in Bildern manifestiert. Seine Malerei, vielschichtig, illusionistisch und reich an symbolischer Bedeutung, zeigt einen ständigen Dialog mit anderen Kulturen, insbesondere durch die Darstellung universeller Allegorien und exotischer Personifikationen.

Nicolas Poussin und die Ordnung der Klassik

Nicolas Poussin (Les Andelys, 1594 – Rom, 1665), obwohl französischer Schule, arbeitete die meiste Zeit seines Lebens in Rom. Sein Barock ist intellektuell, geprägt von Ordnung, Maß und stoischer Philosophie. In der Ausstellung stehen seine Werke im Dialog mit den spektakuläreren von Bernini und da Cortona, um die Vielfalt der Stimmen zu zeigen, die das Rom des 17. Jahrhunderts prägten. Poussin verkörpert eine kosmopolitische Dimension des Barock, die klassische Strenge mit dem Streben nach Universalität vereint.

Der Ausstellungsrundgang

Der Ausstellungsrundgang ist in verschiedene thematische Sektionen gegliedert, von denen jede einen bestimmten Aspekt der kulturellen und künstlerischen Interaktion im Rom des 17. Jahrhunderts beleuchtet. Auch Werke asiatischer, afrikanischer und amerikanischer Künstler, die nach Rom kamen oder deren Kulturen die europäische Kunst tief beeinflussten, sind vertreten. Das Interesse an dem Orient, an Subsahara-Afrika, an den Amerikas zeigt sich in Ikonographien, Materialien und Themen. Jesuitenmissionare, äthiopische Botschafter, tibetische Mönche, chinesische Gelehrte bevölkern die Dokumente und Werke und offenbaren eine polyzentrische Welt, in der Kunst eine Brücke zwischen Zivilisationen war.

Das kosmopolitische Rom des 17. Jahrhunderts

Die Ausstellung beginnt mit einem Abschnitt über Rom als globale Hauptstadt der Päpste. Karten, Gemälde, Handschriften und Kunstobjekte zeigen die Ankunft von Reisenden aus allen Teilen der Welt. Historische Persönlichkeiten wie der Jesuit Matteo Ricci, der Japaner Hasekura Tsunenaga und der persische Diplomat stehen im Mittelpunkt einer Erzählung, in der Rom zum Zentrum eines interkontinentalen Beziehungsnetzes wird.

Die Diplomatie der Bilder

Diplomatische Geschenke, von ausländischen Delegationen in Auftrag gegebene Werke, Porträts von Botschaftern und Reisenden erzählen von einer Diplomatie, die sich durch Kunst ausdrückte. Das Bild wird zum Medium des Dialogs, der Verführung, des Austauschs. Das barocke Rom beherbergt, feiert und spiegelt das Aufeinandertreffen der Zivilisationen mit außergewöhnlichen Werken wider:

Die Büste von Antonio Manuel Ne Vunda

Im Auftrag von Papst Franziskus wurde die polychrome Marmorbüste von Antonio Manuel Ne Vunda, Botschafter des Königreichs Kongo, 1608 von Francesco Caporale geschaffen. Sie stammt aus der Basilika Santa Maria Maggiore und erzählt die Geschichte eines afrikanischen Diplomaten, der in Rom als Symbol für die Verbreitung des Christentums weltweit empfangen wurde.

Der Vierströmebrunnen und globale Ikonographie

Das Terrakotta-Modell des berühmten Brunnens auf der Piazza Navona, entworfen von Gian Lorenzo Bernini, enthält eine Personifikation des Río de la Plata mit afrikanischen Zügen – ein Beleg für das Bewusstsein des Künstlers für die afrikanische Diaspora.

Die Reise des Elefanten Don Diego

Im Gemälde Hannibal überquert die Alpen von Nicolas Poussin wird der Elefant Don Diego – geboren in Indien und nach Rom gebracht – mehr zum Protagonisten als das historische Sujet selbst. Das von Cassiano dal Pozzo in Auftrag gegebene Bild zeigt das barocke Interesse am Exotischen und Spektakulären.

Personen und kultureller Austausch im barocken Rom

Die Ausstellung bietet konkrete Beispiele dafür, wie Kunst ein Mittel des Austauschs und der Transformation war, indem sie Porträts von so unterschiedlichen und entfernten Persönlichkeiten zeigt, gemalt von großen Meistern.

Ali-qoli Beg, der persische Adlige, wird von Lavinia Fontana in einem eindrucksvollen, kürzlich wiederentdeckten und erstmals ausgestellten Gemälde porträtiert. Nicolas Trigault, der französische Jesuitenmissionar, wird von Peter Paul Rubens in chinesischer Kleidung dargestellt – ein Beispiel für kulturelle und religiöse Verschmelzung. Robert Shirley und Teresia Sampsonia, vom englischen Botschafter in Persien und einer tscherkessischen Prinzessin, wurden 1622 in Rom von Anthony Van Dyck porträtiert – in persischer Kleidung und Stoffen, in einem Werk, das venezianische Malerei mit römischem Kosmopolitismus verbindet. Die Gemälde stammen vom britischen National Trust. Kleopatra im alten Ägypten, in Caesar setzt Kleopatra wieder auf den Thron von Pietro da Cortona, wird Ägypten zur exotischen Bühne barocker Erzählungen. Äthiopische Andromeda in europäischer Tracht, in dem Gemälde von Rutilio Manetti hat die Prinzessin europäische Gesichtszüge und Frisur – ein Zeugnis kultureller Umdeutungen.

Das barocke Rom als globale Stadt

Laut der Kuratorin offenbart sich das Rom des 17. Jahrhunderts als globale Stadt, belebt von Botschaftern aus dem Kongo, Persien, Japan und Indien, und von einer Weltsicht, die Exotik und Wunder in jeder künstlerischen Ausdrucksform vermischt. In der Ausstellung sind auch eine gefiederte Mitra aus Mittelamerika, geschenkt an San Carlo Borromeo, sowie chinesische und indische Repliken berühmter römischer Ikonen wie der Salus Populi Romani und Santa Cecilia zu sehen.

Rom: Kreuzungspunkt von Kulturen und Diplomatie

In diesem Abschnitt liegt der Fokus auf Roms Rolle als neuralgisches Zentrum diplomatischer und kultureller Austausche. Historische Dokumente, Karten und Kunstobjekte illustrieren die Beziehungen zwischen der ewigen Stadt und Delegationen aus Afrika, Asien und Amerika. Diese Begegnungen beeinflussten nicht nur politische Dynamiken, sondern bereicherten auch das römische Kunstpanorama mit neuen Ikonografien und Techniken.

Der Einfluss des Orients auf die barocke Kunst

Ein ganzer Bereich ist der Faszination für Asien gewidmet. Chinesische Motive, japanische Stoffe und Reiseberichte aus Ostindien finden Eingang in das künstlerische Repertoire Roms. Die Darstellung des Exotischen ist nicht nur Fantasie: Sie beruht oft auf direkter Zeugenschaft und realen Objekten, die Europa erreichten.

Dieser Bereich untersucht, wie und welche orientalischen Motive in die römische Barockkunst aufgenommen wurden. Werke mit exotischen Figuren, kostbaren Stoffen und orientalischen Kunstobjekten bezeugen die Anziehungskraft und Neugier der barocken Künstler für ferne Kulturen. Ein herausragendes Beispiel ist der „Orientalische Krieger, genannt der barbareske Pirat“ von Pier Francesco Mola, der eine faszinierende Verschmelzung westlicher und östlicher Elemente darstellt.​ Die Ausstellung zeigt Ming-Porzellan, in Asien gestickte liturgische Paramente, illustrierte Handschriften – Zeugnisse konkreten Orientwissens.

Afrika im barocken Rom

Afrika ist im barocken Rom durch Gesandtschaften aus dem Kongo, dem Königreich Äthiopien und durch das Wirken der Missionare präsent. Darstellungen afrikanischer Herrscher, kongolesische Kruzifixe im synkretischen Stil und Porträts befreiter Sklaven, die zu römischen Intellektuellen wurden, vermitteln die Komplexität einer Beziehung, die zwar nicht ohne Asymmetrien war, jedoch reich an Austausch und gegenseitiger Anerkennung.

Dieser Teil der Ausstellung analysiert den Einfluss afrikanischer Kulturen auf die römische Kunst. Skulpturen, Gemälde und Artefakte zeigen, wie diese Begegnung neue Formen der Darstellung und Symbolik in der barocken Kunst hervorbrachte. Die Präsenz von Botschaftern aus diesen Regionen erleichterte einen kulturellen Austausch, der sich in den Werken der Epoche widerspiegelt.

Ikonografie und reale Präsenz

Im barocken Rom finden sich sowohl allegorische Darstellungen Afrikas, umrahmt von exotischen Tieren und Symbolen, als auch realistische Porträts von Afrikanern, die tatsächlich in Rom lebten. Diese Dualität wird in der Ausstellung mit wissenschaftlicher Strenge untersucht, um zwischen Stereotyp und direkter Zeugenschaft zu unterscheiden.

Die Neue Welt und das Rom der Jesuiten

Die Ausstellung dokumentiert durch Werke, Texte und didaktisches Material, wie das barocke Rom auch durch diesen Strom von Ideen und Bildern aus der Neuen Welt bereichert wurde. Kunst wird so zum Zeugnis einer Epoche, in der sich der Katholizismus über Europa hinaus ausbreitete, zu einem globalen Phänomen wurde und Rom – im Zentrum dieses Prozesses – sich der Welt mit offenem und erstaunlich modernem Blick öffnete.

Der amerikanische Kontinent

Im 17. Jahrhundert tritt der amerikanische Kontinent kraftvoll in das europäische Vorstellungs- und Kunstsystem ein, mit jesuitischen Missionen in Paraguay, Brasilien, Mexiko, Chile und Peru, die zu Zentren künstlerischer und kultureller Produktion wurden – zwischen synkretischer christlicher Kunst und lokaler Ausdrucksformen.

Holzskulpturen, bestickte Antependien, geschnitzte Kruzifixe, vergoldete Retabel und liturgische Objekte, die in Rom ankamen, erstaunen durch ihre handwerkliche Qualität und eine komplexere Darstellung der Figur des amerikanischen Ureinwohners. Zu den ausgestellten Werken zählen seltene Beispiele heiliger indigener Kunst aus Südamerika, die den tatsächlichen Umlauf dieser Objekte in Rom belegen.

Das Erbe des globalen Barock

Der letzte Abschnitt widmet sich der Analyse des Erbes dieser Phase intensiver kultureller Globalisierung. Es wird hervorgehoben, wie die Integration verschiedener Einflüsse zur Schaffung einer universellen künstlerischen Sprache beitrug, deren Auswirkungen sich in späteren Epochen und in der zeitgenössischen Kunst wiederfinden.​

Warum die Ausstellung besuchen

Eine neue Lesart des Barock

Diese Ausstellung ermöglicht eine neue Sichtweise auf den Barock – nicht nur als europäischen Stil, sondern als Ergebnis einer globalisierten Welt. Sie bietet die Gelegenheit zu verstehen, wie Kunst als Medium zwischen Kulturen fungierte und Hybridisierungen hervorbrachte, die noch heute von der Kraft der Kunst erzählen, Grenzen zu überwinden. „Rom ist der einzige Ort, an dem sich jeder Fremde zu Hause fühlt“, schrieb Michel de Montaigne in seinem Italienischen Reisebericht (1581).

Seltene Werke und internationale Leihgaben

Die Ausstellung zeigt prestigeträchtige Leihgaben aus internationalen Museen und schwer zugänglichen Sammlungen, darunter: Galleria Borghese, Partner der Initiative, die Gallerie Nazionali d’Arte Antica Barberini Corsini und VIVE Vittoriano e Palazzo Venezia, mit der außergewöhnlichen Teilnahme der Päpstlichen Basilika Santa Maria Maggiore.

Besonders hervorzuheben sind Werke, die nie zuvor in Italien gezeigt wurden, kombiniert mit Meisterwerken aus römischen Sammlungen in einer Inszenierung, die den Reichtum des visuellen und konzeptuellen Dialogs zur Geltung bringt. Auch die Präsidentschaft der Republik ist an der Veranstaltung beteiligt: Während der gesamten Dauer der Ausstellung wird die Sonderführung “Die Welt in Rom in den Fresken des Quirinalspalasts” wichtige Räume des Präsidialpalastes wie den Salone dei Corazzieri, die Cappella Paolina und den Sala del Mascarino für die Öffentlichkeit zugänglich machen.

Eine Ausstellung für Wissenschaftler und Liebhaber

Kuratiert mit wissenschaftlicher Strenge von Francesco Freddolini, Professor für Kunstgeschichte an der Sapienza Universität Rom, und Francesca Cappelletti, Direktorin der Galleria Borghese und Professorin an der Universität Ferrara, richtet sich die Ausstellung an ein breites Publikum. Sie eröffnet mehrere Lesarten: von historischen und ikonografischen Vertiefungen über spektakuläre Elemente bis hin zu zeitgenössischen Reflexionen über Globalisierung und Multikulturalismus. Eine Ausstellung, die durch Bilder der Vergangenheit zur Gegenwart spricht.

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