6 März - 31 August 2025
Die Ausstellung versteht sich als eine Erfahrung der Seele, ein Weg, der über die Grenzen der Kunstgeschichte hinausgeht, um durch die Schönheit über den Sinn des Lebens nachzudenken. Es handelt sich um einen spirituellen und künstlerischen Parcours durch 38 Meisterwerke aus den bedeutendsten italienischen Museen – eine feinfühlige Hommage an den Dialog zwischen päpstlicher Auftraggeberschaft und sakraler Malerei vom Renaissancezeitalter bis zum Barock.
Castel Sant’Angelo – 50, Lungotevere Castello
Im Herzen des monumentalen Roms verwandelt sich die Engelsburg (Castel Sant’Angelo) in ein Schatzkästchen voller Schönheit und Meditation, um die Ausstellung „Die Kunst der Päpste. Von Perugino bis Barocci“ zu beherbergen. Kuratiert von Arnaldo Colasanti mit der Zusammenarbeit von Annamaria Bava und gefördert vom Europäischen Zentrum für Tourismus und Kultur unter dem Vorsitz von Giuseppe Lepore, ist die Ausstellung Teil des offiziellen Programms zum Heiligen Jahr 2025 unter der Schirmherrschaft des Dikasteriums für Evangelisierung, geleitet von Erzbischof Rino Fisichella.
Untergebracht in einem der symbolträchtigsten Orte der Christenheit, vereint die Ausstellung durch eine sorgfältige Auswahl 38 Werke aus namhaften Sammlungen, darunter die Galleria Nazionale dell’Umbria, die Galleria Nazionale delle Marche, die Galleria Nazionale d’Arte Antica – Palazzo Barberini und Galleria Corsini sowie die Galleria Sabauda der Königlichen Museen von Turin. Hinzu kommen Leihgaben aus der Accademia Nazionale di San Luca und kommunalen Institutionen wie dem Städtisch-Diözesanen Museum von Acquapendente.
„Die Kunst der Päpste“ versteht sich als thematische Ausstellung, die sich bewusst von einem chronologischen Ansatz löst. Stattdessen wird eine ikonografische Erzählung aufgebaut, die sich durch spirituelle Resonanz definiert. Der Besucher taucht nicht in eine bloße stilistische Abfolge ein, sondern in eine symbolische Reise zu den großen Fragen des menschlichen Daseins, vermittelt durch Malerei und Andacht.
Jedes Werk ist nicht nur Zeugnis technischer Meisterschaft, sondern auch Träger einer tiefgreifenden Botschaft: Inkarnation, Vergebung, Barmherzigkeit, Hoffnung, leidende und gerettete Menschlichkeit. Ziel der Ausstellung ist es – in den Worten der Kuratoren – „den ewigen Traum des Guten sichtbar zu machen“ durch eine raffinierte und bewegende malerische Sprache.
Der Jubiläumskontext verleiht dem Ereignis eine zusätzliche Dimension. Kunst wird hier, ganz im Sinne der kunstfördernden Päpste, zum Instrument der Evangelisierung. Von der Renaissance bis zur Gegenreformation nutzte die Kirche das Bild als pädagogisches und heilsames Mittel – fähig, Theologie in sinnliche Erfahrung zu übersetzen. Diese Ausstellung ist eine beispielhafte Verkörperung dieser Absicht: ein Weg, auf dem die Tradition lebendig wird und die Vergangenheit mit der Gegenwart durch die universelle Sprache der Schönheit spricht.
Dank der Päpste war Rom nicht nur die Heilige Stadt, sondern auch eine Werkstatt für internationale Künstler, die vom Mäzenatentum der kirchlichen Höfe und der aristokratischen Gesellschaft angezogen wurden. Die Päpste agierten als entscheidende Förderer für die Entwicklung der Bildenden Kunst in Italien.
Ihr Handeln prägte nicht nur das Stadtbild Roms, sondern schuf die Bedingungen für eine künstlerische Produktion, die ganz Europa beeinflusste. In diesem Geist will die Ausstellung der zentralen Rolle der päpstlichen und kirchlichen Auftraggeber bei der Entstehung einiger der höchsten Meisterwerke der italienischen Malerei Tribut zollen – durch Werke, die selten öffentlich gezeigt wurden, erzählen sie Geschichten von Glauben, Hoffnung, Erlösung, Vergebung, aber auch Schmerz und Opfer.
In den Jahrhunderten des vollen temporal-spirituellen Machtanspruchs des Papsttums wurde Rom zum Knotenpunkt von Künstlern und Ideen. Die Stadt glich einer Großbaustelle: Basiliken wurden ausgeschmückt, Privatkapellen mit ikonografisch komplexen Zyklen versehen, Kardinalspaläste mit sakraler Kunst bereichert. In diesem Milieu fanden Maler wie Perugino, Annibale Carracci und Federico Barocci fruchtbaren Boden, um eine neue Grammatik des sakralen Bildes zu entwickeln, die klassische Idealisierung mit christlichem Pathos vereinte.
Die ausgestellten Werke entsprechen einem klaren Anliegen der Kirche: die Inhalte des christlichen Glaubens dem Volk verständlich, berührend und visuell eindringlich zu vermitteln. Die Ausstellung dokumentiert also nicht nur eine stilistische Entwicklung, sondern auch eine Funktion: das Bild als lectio divina für das Auge, als Meditationsmittel, als Weg zur Erkenntnis des Unsichtbaren.
In der westlichen christlichen Tradition hatte das Bild stets eine essenzielle Funktion: lehren, überliefern, bewegen. In einer Zeit, in der der Großteil der Bevölkerung analphabetisch war, war die sakrale Malerei ein echtes didaktisches Werkzeug im Dienst der Kirche. Die Bilder – ob in Kirchen, apostolischen Palästen oder päpstlich beauftragten Kapellen – sollten Dogmen, Evangelien, Heiligenleben veranschaulichen und so auch dem Einfachsten den Zugang zum Glauben ermöglichen.
Es handelte sich nicht um bloßen Schmuck: Das Gemälde war eine stumme Predigt, fähig, unmittelbarer und überzeugender zu wirken als das gesprochene Wort. Die Mimik, liturgischen Gesten, kodifizierten Symbole und erzählerischen Szenen erlaubten dem Betrachter, sich in die Heilige Geschichte hineinzuversetzen. So entstand die Überzeugung, die bereits Kirchenväter geäußert hatten: „Die Kunst spricht zum Herzen, wenn das Wort den Verstand nicht mehr erreicht.“
In der Renaissance und mit neuer Kraft während der Gegenreformation betonte das Konzil von Trient (1545–1563) die Notwendigkeit figürlicher Kunst als Unterstützung des Glaubens – sofern sie auf Klarheit, Anstand und Wahrheit abzielte. Der Künstler wurde so zum Verbündeten des Theologen: sakrale Kunst wurde zu „Theologie in Bildern“. In diesem Licht ist auch das tiefere Anliegen der Ausstellung zu verstehen: jene Epoche wiederaufleben zu lassen, in der der Pinsel ein seelsorgerisches Werkzeug war und das Bild ein Fenster zum Göttlichen.
Die Präsentation gliedert sich in acht thematische Sektionen, von denen jede eine spezifische Dimension der christlichen Erfahrung vertieft. Die Werke sind nicht nach der Chronologie der Künstler geordnet, sondern nach theologischen, emotionalen und symbolischen Korrespondenzen. Dieser Ansatz erlaubt einen Dialog zwischen Werken, die zeitlich weit auseinanderliegen, sich aber geistig nahestehen.
Die ausgestellten Werke behandeln die zentralen Themen des Evangeliums: Kindheit, Vergebung, das Antlitz der Mutter, die Lehre der Armut, die Hoffnung des innig Liebenden, die Weisheit der Heiligen und die Treue der Kirche. Die Ausstellung erzählt durch die Malerei von Roms Wunsch, eine heilige Stadt zu sein – Hüterin eines über Jahrhunderte durch das Wirken der Päpste entstandenen künstlerischen Erbes. Zu den bedeutendsten ausgestellten Werken zählen:
Perugino, auch Lehrer von Raffael, prägte einen ausgewogenen und ruhigen Stil: Seine Figuren erscheinen in einer schwebenden Atmosphäre, in der die Zeit im Zustand der Kontemplation stillzustehen scheint. Seine Madonnen und Christusdarstellungen schreien nicht, sie empfangen; die Stille, die seine hügeligen Landschaften durchdringt, ist dieselbe wie die des Gebets. Das humanistische Ideal verschmilzt mit spiritueller Erhebung: Schönheit und Wahrheit werden eins.
Federico Barocci hingegen antizipiert moderne Empfindsamkeit. Seine Kompositionen sind durchdrungen von theatralischem Pathos, von vibrierenden Farben, von einer mystischen Dimension, die sich in emphatischen Gesten, in zum Himmel erhobenen Blicken und in emotional aufgeladenen Atmosphären manifestiert. Seine typischen „rosafarbenen Wolken“ wurden zu einem fast ikonischen Stilmittel, das die heilige Szene in eine ekstatische Vision verwandelt. Baroccis Menschlichkeit ist zart, gefühlvoll, zutiefst verkörpert: Glaube wird zur körperlich-emotionalen Erfahrung.
Zwischen diesen beiden Meistern präsentiert die Ausstellung Werke weiterer ebenso bedeutender Künstler: Annibale Carracci, Erneuerer der Bologneser Schule und Verfechter einer Rückkehr zur Wahrheit in der religiösen Darstellung; Pietro da Cortona, der mit seiner barocken Energie das Verhältnis zwischen Himmel und Erde erkundet; Giovanni Battista Salvi, bekannt als Sassoferrato, hingebungsvoller Maler des Mariengesichts; und Pompeo Batoni, zentrale Figur der römischen Gegenreformation. Dieser breite chronologische Bogen erlaubt es dem Besucher, nicht nur die Entwicklung der Formen zu erkennen, sondern auch die Konstanz einer gemeinsamen Absicht: das Geheimnis durch Schönheit darzustellen.
Ein zentrales Thema der Ausstellung ist die Darstellung der heiligen weiblichen Figur, sowohl in der Gestalt der Jungfrau Maria als auch in jener von Heiligen und biblischen Frauenfiguren. In einem patriarchalen Kontext wie dem der Kirche hat die Kunst mit großer Sensibilität die Zentralität des Weiblichen in der Heilsgeschichte zum Ausdruck gebracht.
Die Madonna ist dabei die am häufigsten dargestellte Figur der christlichen Kunstgeschichte. Von der byzantinischen Theotokos bis zur Mater Dolorosa des 17. Jahrhunderts wurde ihr Antlitz zum Spiegelbild von Mitgefühl, Zärtlichkeit und Fürsprache. In der Ausstellung dokumentiert die Vielfalt der marianischen Darstellungen nicht nur die Volksfrömmigkeit und theologische Ausarbeitung, sondern auch die Fähigkeit der Malerei, menschliche Affekte, Mutterschaft und Mitleid auszudrücken.
Die Madonnen von Sassoferrato sind wahre Seelenporträts: gesenkte Augen, gefaltete Hände, perlenartige Haut, Gesichter von einer Schönheit, die sich in stilles Gebet verwandelt.
Neben Maria erscheinen weitere weibliche Gestalten von symbolischer und spiritueller Bedeutung: Maria Magdalena, Sinnbild der Umkehr und der erlösenden Liebe; Heilige Katharina von Alexandrien, deren Martyrium mit Weisheit verbunden ist; Theresa von Ávila, Verkörperung mystischer Ekstase. Durch diese Gesichter vermittelt die Ausstellung ein differenziertes Bild der Frau in der christlichen Tradition, nicht als untergeordnete Figur, sondern als bevorzugte Zeugin des Göttlichen.
Bemerkenswert ist, dass viele dieser Werke für private Kontexte geschaffen wurden: Familienkapellen, Frauenklöster, Gebetsräume. Dies zeugt von einer häuslichen, oft weiblich geprägten Frömmigkeit, die die künstlerische Produktion und die Verbreitung sakraler Bilder maßgeblich beeinflusst hat. Die marianische Ikonographie wird so zu einer Brücke zwischen Himmel und Erde, zwischen Theologie und Menschlichem, zwischen dem Erhabenen und dem Alltäglichen.
Einer der originellsten Aspekte der Ausstellung ist die Öffnung gegenüber der zeitgenössischen Bildsprache. Einige Ausstellungsräume zeigen aktuelle Werke von Künstlern wie Bruno Ceccobelli, Luigi Stoisa, Giuseppe Salvatori und Giorgio Di Giorgio, die sich mit denselben Themen der alten Malerei auseinandersetzen – Glaube, das Heilige, Abwesenheit, Erlösung – jedoch mit den Ausdrucksmitteln der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts.
Diese Werke wirken weder aufgesetzt noch marginal. Im Gegenteil, sie bieten einen aktualisierten Zugang zum Verhältnis zwischen Kunst und Spiritualität. Ceccobelli etwa erneuert mit seiner auf Materialalchemie und archetypischer Symbolik basierenden Poetik die meditative Funktion des Bildes. Stoisa evoziert durch den Einsatz einfacher Materialien und eine eindringliche Gestik die Dimension von Leid und Läuterung. Salvatori erforscht das Thema Licht als Epiphanie, während Di Giorgio das Sakrale auf konzeptuelle Weise interpretiert, oft ausgehend von der Fragmentierung traditioneller Bildformen.
Diese Werke treten in einen idealen Dialog mit den Meisterwerken der Vergangenheit – nicht im Sinne stilistischer Kontinuität, sondern als Ausdruck einer thematischen Beständigkeit. Sie bezeugen, dass auch in einer säkularisierten Epoche das Bedürfnis nach dem Heiligen, nach Schönheit, nach Sinn keineswegs erloschen ist. Authentische Kunst stellt weiterhin Fragen an das Mysterium und wird zum Ort der Transzendenz. Religiöse Malerei erweist sich somit als aktueller denn je: fähig, die Leere der Gegenwart mit einer Tiefe zu erfüllen, die über das rein Sichtbare hinausgeht.
„Die Kunst der Päpste“ ist weit mehr als eine museale Werkschau: Sie ist eine seltene Gelegenheit, den Dialog zwischen Macht und Spiritualität, zwischen Kunst und Theologie, zwischen Schönheit und Barmherzigkeit neu zu lesen. Sie ist eine Einladung zur Kontemplation, zur Entdeckung des italienischen Kulturerbes – und zur inneren Einkehr. In einer Zeit der flüchtigen Bilder gibt diese Ausstellung dem Blick seinen sakralen Wert zurück. Jedes Gemälde ist eine Einladung zum Innehalten zwischen Glaube und Ästhetik, jedes gemalte Gesicht ein Spiegel der verwandelten Menschlichkeit.
Anlässlich des Jubiläum ein Besuch dieser Ausstellung zugleich, sich mit einer Tradition des Glaubens zu verbinden, die in der Kunst ihren sichtbarsten Ausdruck gefunden hat. Es ist eine Gelegenheit, die Geschichte Roms mit den Augen seiner Künstler und Päpste zu erleben – und sich einer Schönheit zu nähern, die nicht Selbstzweck ist, sondern ein res mirabilis, ein Wunderzeichen, das den Geist erhebt.
Kunst wird so zur Sprache, mit der die Stadt ihre Erinnerung, ihre Tradition und ihr universales Ideal von Schönheit und Erlösung ausdrückt. Die Ausstellung bietet ein thematisch gegliedertes Erlebnis, das – fern jeglicher Chronologie – zentrale Themen des Evangeliums entfaltet: Kindheit, Mutterschaft, Freude und Leid, Auferstehung, Barmherzigkeit und Hoffnung.
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